Samstag, 20. April 2013

Von Geistern und Vergänglichkeit

Gestern kommentierte ich auf irgendeiner Seite ein Foto, worauf ein Junge von seiner Grossmutter aufgenommen wurde. Etwas weiter entfernt, hinter einem Maschendrahtzaun, stand dort ein Wesen - milchig und durchscheinend - mit Elvis-Tolle und Anzug aus den Sechzigern. Wie ein Geist. Unter dem Foto entstand eine Diskussion über Geister oder gefakte Fotos.

Ich schrieb dazu, dass ich schon an überirdische Wesenheiten glaube. Dass ich in einem 350 Jahre alten Bauernhaus wohne und vor Jahren nach meinem Einzug ein seltsames Erlebnis hatte. Ich lag abends im Bett und schaute meinen Tatort. Dann machte ich den Film leiser, weil ich was im Flur nebenan die Bodentreppe raufschlurfen hörte. Da gibts aber nix raufzuschlurfen, da ist ja die verschlossene Bodenklappe! Und da ich mit meinem Hund alleine im Haus war, hatte da auch keiner was zu schlurfen!

Wenn dann nicht mein Rambo wütend vom Boden neben mir übers Bett gesprungen und an die verschlossene Tür gedonnert wäre, ich hätte das als Hirngespinst abgetan und fertig.
Was hab ich gemacht? Ich hab einfach mit dem Geist gesprochen und ihm gesagt, er soll mich in Ruhe lassen, ich könne mit seiner Spukerei nicht umgehen. Also vom Bett aus hab ich gesprochen.  Danach war Ruhe. 
Ich hatte aber so ein mulmiges Gefühl, ich bin die ganze Nacht vor Grusel nicht aus dem Schlafzimmer gegangen.

Nach meinem Kommentar und mit der Erinnerung an diesen Vorfall, ging ich dann gestern mit meinem Hund wieder in den Wald. Naja, ich suche immer noch mein schönes, ziseliertes Messingmesserchen, was ich beim Bärlauchsammeln verlor.

Und was fand ich schon wieder? Den skelettierten Totenschädel eines Waldtieres, teilweise mit der natürlichen Patina einer dünnen Moosschicht, die sich zart mit dem Backenknochen vermählt hat.

Bemooster Totenschädel eines Waldtieres
Ich würde mich freuen, wenn ein fachkundiger Leser am Ende der Geschichte kommentieren könnte, was das wohl für ein Tier gewesen sein kann.

Ja, auch in der Vergänglichkeit kann man oft Schönheit erkennen. Hier fand ich einen umgestürzten Baum, der schon zerfiel. Daneben chst ein junges Bäumchen. Es nährt sich von dem Verfall des alten Baumes. Und wenn das Bäumchen so gross und alt ist wie sein verfallener Kollege, wird man von ihm nichts mehr sehen, weil alles zu Erde geworden ist.

Alter und junger Baum - Verfall und Jugend
Weiter im Dickicht traf ich auf ein eingebrochenes Holzfundament, worauf wohl mal eine Hütte stand. 

Verfallenes Holzfundament im Wald
 Der Rahmen war schön gleichmässig mit Moos bewachsen, auch die restlichen Bodenbretter. Während ich es fotografierte, hörte ich in der Stille des Waldes plötzlich so schöne, sphärische Klänge. Ja nee, dachte ich, nicht schon wieder! Ich schaute dann auf meinen Hund, der auch noch wie betäubt am Boden lag und den Kopf sogar abgelegt hatte.
 
Ruhender Santos
Am Himmel zogen Regenwolken auf. Und als ein leiser Wind durch den Wald zog, kamen wieder diese Klänge, wie feine Glocken.
Ich wollte da weg, schaute erstmal nach Santos, was der hat.
"Santos?", rief ich, "Schätzelein? Alles in Ordnung?".

Der Ball ist rechts am Bildrand
Da nahm er seinen Kopf hoch und stiess mit der Pfote einen dreckigen Ball weg. Ja toll, da hatte ich wenigstens die Erklärung für das "Totstellen". Er hatte Angst, ich würde ihm den Ball wegnehmen. Ich ließ ihm das kaputte, dreckige Spielzeug. Dann schaute ich mal, wo die Klänge herkamen. Und siehe da, auch dafür fand ich die Erklärung.

Windspiel im Wald
Da hing ein Windspiel im Ast eines Baumes. Eine silberne CD, die mittig unter den Klangkörpern befestigt war, bewegte mit dem langen Faden die bunten Röhrchen, so dass sie aneinanderstiessen. Und das ergab diese sphärischen Klänge.

So hatte sich auch dieser Spuk in Luft aufgelöst. Mein Hund schleppte noch eine Zeitlang den ollen Ball mit sich herum, dann hatte er das Interesse daran verloren und liess ihn irgendwo liegen.

Und ich habe Euch mit diesen Eindrücken wieder eine neue Geschichte mitgebracht. 

7 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Hallo Gisi, Ihr seid aber auch zwei Spürnasen. Schöne Fotos mit interessanten Motiven.
    Schönen Sonntag, Ophelia

    PS. Den ersten Kommentar musste ich löschen, weil ich mich verschrieben habe!

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  3. Manchmal wünschte ich, ich wäre bei deinen *Abenteuern* dabei :-) . Aber du beschreibst immer alles so schön, da ist man f a s t dabei. Danke schön!

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  4. Manchmal wünschte ich, ich wäre bei deinen *Abenteuern* dabei :-) . Aber du beschreibst immer alles so schön, da ist man f a s t dabei. Danke schön!

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  5. Guten Morgen Gisela, :-)
    ich habe mich gerade auch wieder mit Leidenschaft in diese Geschichte gekniet.....der Kaffee ist in der Zeit kalt geworden. :-D
    Wenn du mal ein Buch schreibst, stehe ich als erste an der Buchhandlung, noch bevor sie geöffnet hat. ;-)
    GLG Cosi

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  6. Gisela,
    Solche Geschichten lese ich gern.Mir gefällt auch Deine Art zu schreiben.Gerade weil sie vom normalen Leben handeln.
    Außerdem siehst Du Dinge an denen die Meißten vorbei gehen würden.

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    1. Toll! Das freut mich, Martin.
      Ja, ich habe ein offenes Auge für alles.

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