Montag, 4. Februar 2013

In Brooklyn - NY-Reise 1994

Nachdem ich nun auf der Freiheitsstatue und in der ehemaligen Einwanderungsbehörde auf Ellis Island war, besuchte ich das Indianermuseum, welches unweit von der Schiffsanlegestelle ist. Von den Leuten aus dem Hotel konnte keiner mehr laufen. Alle waren schlapp. Dabei war ich sogar noch auf der Freiheitsstatue! Alleine. Keiner wollte mich begleiten.


National-Museum New York mit Indianer-Sonderausstellung
Nationalmuseum New York - mit altem Häuptling der Ogallala

Abschrift aus meinem Reisetagebuch NY:
Nach dem Indianermuseum wollte ich immer noch nicht ins Hotel. Ich ging also um die Ecke zur Wallstreet, um dort in die Subway nach Brooklyn zu steigen. Dort bin ich irgendwo im Zentrum ausgestiegen. Als vermeintlich einzige Weisse hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch....

Jedenfalls blieb ich in einer Menschenansammlung stehen. Auf dem Gehsteig predigte ein Schwarzer mit rotem Outfit und Turban. Was er in seinem breiten Amerikanisch sprach, verstand ich nicht. Ich hatte zu tun mit meiner Kamera, durfte nicht wackeln, weil ich so einen blöden, lichtempfindlichen Film drin hatte. Als mich schon einige Menschen anschauten, kapierte ich immer noch nicht. 
Brooklyn 1994
Dann hörte ich plötzlich ganz laut und deutlich in meinem gelernten Schulenglisch:
"Blonde Lady, wer hat dir erlaubt, ein Foto von uns zu machen!?".
Oups! Ich bekam vielleicht einen Schrecken! Ich schaute den Mann an, Mund und Augen vor Schreck weit offen und ja, ich war wohl schneeweiss. Als dann die meisten Passanten lachten, weil ich so erstarrt war, bewegte ich mich weiter Richtung Savings Bank. Der Mann rief mir noch nach, ich solle ihm meine Kamera geben. Dann drehte ich mich auch noch wieder um! Oh nee, meine schönen Bilder von Ellis Island, die Bilder von den verlorenen Kinderschühchen aus 1856, die Freiheitsstatue...
Da stand dann ein freundlich lächelnder Schwarzer hinter mir und sagte nur leise: "Go away".

Au Mann, ich hatte zwar noch die historische Sparkasse in Brooklyn (die erste Sparkasse der damals armen Leute) auf meinem Zettel, den ich mir schon zu Hause vorbereitet hatte. Aber diese anderen Menschen hier, dann so viele Juden mit ihren komischen, runden Hüten, langen Mänteln, Bärten und Backenbärten, das alles war für mich eine andere Welt. Ich knipste nur schnell die Savingsbank of Brooklyn, dann fragte ich einen farbigen Passanten, von wo die nächste Subway zurück nach Manhatten fährt. Unten im U-Bahn-Gelände fragte ich nochmal jemanden, der brachte mich sogar genau zu dem richtigen Zug. Ich weiss nicht, die waren alle so unheimlich freundlich zu mir! Vielleicht sass mir noch der Schreck im Gesicht. Oder es war mein übertrieben deutliches Schulenglisch. Die lachten immer.

Nun quatsch ich ja immer alle Leute an. So war es auch in der Subway auf dem Weg nach Manhatten. Da sagte ich zu einem Mann (Typ Manager):
"Puuh, Brooklyn ist doch anders als Manhatten, nicht?".
"Ja natürlich! Aber was macht eine Lady wie Sie in Brooklyn? Die Frauen, die ich kenne, auch hier in Manhatten, die würden nie nach Brooklyn fahren!".
"Och, ich bin Tourist und möchte viel von New York sehen, hier ist meine Liste".
Der Mann schaute lächelnd auf die Liste, und eine Frau fragte mich, ob ich Deutsche sei.
"Ja, in der Tat. Wieso, sieht man das?".
Da nickten dann auch andere Fahrgäste und lächelten. Plötzlich unterhielt ich den ganzen Zug. Ich musste sagen, wo mein Hairdresser ist, woher ich komme, was ich schon alles gesehen habe in New York usw. Und ruckzuck war ich wieder an der Wall Street. Als ich aus dem Zug stieg und "Good bye" sagte, riefen mir alle freundlich "Good bye" nach. Ich mein' ist ja auch nicht üblich, sowas! War schön!

Zum Schluss will ich noch etwas anmerken. Warum ich in Brooklyn so eine Angst hatte? Ich kenne mich mit den amerikanischen Gesetzen nicht aus. Was da schon geahndet wird, darüber lachen wir uns kaputt. 
Kleines Beispiel: da beauftragt ein berühmter Schauspieler eine Fachfrau für Entspannungstechnik, damit sie ihn mit ihrem Blasinstrument erfreut. Er wurde nächtens von der Polizei erwischt, und es kam noch in die Weltpresse! Ja, wenn mann da schon für so eine Nichtigkeit bestraft wird, die Schüler aber Waffen tragen dürfen, die sie vor dem Unterricht abgeben müssen, dann ist man als Tourist schon mal unsicher.

Ja, so ist das. Morgen mehr.

PS: Ich habe mich jetzt extra so umständlich ausgedrückt, mit Blasinstrument und so, weil ich sonst wieder die Sexismus-Leser anziehen würde. Ich schreibe ja nur über ordentliche Begebenheiten. ;-)


1 Kommentar:

  1. Mein Mann und ich hatten Angst oder sagen wir , ein mulmiges Gefühl, als wir versehentlich mit der U-Bahn nachts bis tief in die Bronx gefahren sind und die einzigen Weißen weit und breit waren...
    Gruß Ophelia

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