Freitag, 12. April 2013

Geologinnen im Wald

Gestern beim Bärlauchsuchen habe ich mein schönes, ziseliertes Messingmesserchen verloren. Deshalb bin ich vorhin nochmal genau den Weg  gegangen, den ich gestern mit Santos ging. Nix! Es war weg. Als ich bei dem toten Bussard angelangt war, suchte ich dort rundherum und auch da, wo ich Santos abgelegt hatte. Es war weg. Als ich wieder vor dem schönen Bussard stand, der da so friedlich lag, als mache er ein Nickerchen, bedauerte ich, dass er jetzt verwest. So einen schönen Vogel sollte man vielleicht ausstopfen lassen. 

Ich rief meine Freundin Lilli an, die hier die Leiterin des örtlichen Tierheims ist, ob sie nicht einen Tierpräparator kennt, der den Bussard ausstopfen könnte.
Da meinte Lilli
"Ich bin der Meinung, dass man ihn der Natur zurückgeben sollte. Gib ihm seinen Frieden".
Och ja. Du liebe Zeit! Eigentlich war ich ja im Grunde meines Herzens auch ihrer Meinung. Ich dachte erst so an die Verschwendung, dass sowas Schönes vergehen soll. 
Ich warf noch einen letzten Blick auf den Bussard, dann verliess ich das Unterholz und ging über den normalen Wanderweg entlang der Salzach zurück.

Da sah ich von Weitem eine Maschine am Weg, die so ein langes Rohr hatte, worin ein Bohrer steckte. Der Bohrer holte Steine und graue, feste Matsche aus dem Boden. Etwas weiter entfernt waren zwei junge Frauen, die über mehrere Kästen gebeugt waren und prüften und schrieben. Ich schaute ihnen zu und fragte, warum da so viele Kästen mit demselben Zeug drin wären. Sieht doch alles gleich aus, die Matsche. Und dann die ollen Steine!

Geologinnen in den Salzachauen bei Laufen/Obb.
"Sind Sie Biologinnen?", fragte ich die Frauen.
"Äh ja, sowas Ähnliches. Wir sind Geologinnen".
"Oh super!", staunte ich, "darf ich ein Foto von Ihnen machen, für meinen Blog? Ich finde das so toll, dass immer mehr Frauen in Männerdomänen arbeiten. Davon möchte ich berichten".
"Naja", meinte die Dunkle, "so eine Seltenheit ist das heute nicht mehr. Es gibt doch schon so viele Geologinnen".

Dann fragte ich, warum sie denn so viele Kästen mit dem festen Schlamm sammeln. Es sei doch alles das Gleiche.
Nein, dieser Schlamm kommt aus verschiedenen Tiefen. Und der entstand vor Tausenden von Jahren, als hier erst noch die Eiszeit und dann alles Wasser war. 
Naja, und nach dem Geröll habe ich gar nicht mehr gefragt. Schien auch wichtig zu sein. Das kommt jedenfalls alles ins Labor.

Dann hatte ich endlich mal kompetente Personen, die mir erklären konnten, warum so viele Steine und dicke Kiesel innen rot sind. Unser Vater hatte uns Kindern immer gesagt, das sei Blut, welches mit zu Stein geworden wäre. Wahrscheinlich wollte er uns Kindern irgendeine Antwort geben, um nicht so unwissend dazustehen. Verständlich!
Also, diese roten Steine sind eisenhaltig, sagten die Geologinnen. Deshalb sind sie so rostigrot. Oh menno, da bin ich schon so erwachsen geworden und wusste das immer noch nicht. :-(    

Die roten Steine enthalten Eisen
Mein Messing-Taschenmesser habe ich nicht gefunden. Dafür hatte ich aber eine nette Begegnung mit Geologinnen, die mir endlich das Geheimnis der roten Steine verrieten.

Ich sag ja, irgendwas ist immer.  ;-)



Ich freue mich über jeden Kommentar.

1 Kommentar:

  1. Mensch Gisi, wo Du Dich überall rum treibst...
    Ja, schade um den stolzen Vogel, von denen gibt es ja auch nicht mehr so viele...
    War wieder sehr info-reich bei Dir, jetzt weiß auch ich, warum die Steine rot sind, man lernt halt nie aus...
    Liebe Grüße, Ophelia

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