Montag, 13. Mai 2013

Mit dem Wohnmobil nach Chemnitz

Es war zu Ostern 2002. Ich hatte gerade 14 Tage mein neues (gebrauchtes) Wohnmobil. Und da ich mir mal ein paar Städte in den neuen Bundesländern anschauen wollte, machte ich mir vorher in der Küche einen Plan. Karl-Marx-Stadt, Leipzig, Meissen und Dresden. Auf dem Rückweg gemütlich durch das Vogtland.

Die damals noch holprigen Strassen raubten mir den letzten Nerv. Vor fast jedem Schlagloch in der Fahrbahn musste ich eine Vollbremsung machen. Wenn ich vergaß zu bremsen, klapperten Geschirr und Gläser in den Schränken. Der 110 L-Frischwassertank schwappte hörbar, ich war naßgeschwitzt!

Auf der breiten Hauptstrasse in Chemnitz nahm ich mir vor, mich nicht allzulange in dieser Stadt aufzuhalten. Aber diesen riesigen Kommunistenkopf, der da vor so einer Häuserwand steht, den wollte ich doch unbedingt sehen. 

Vor einer Ampel fragte ich vier Jugendliche in ihrem Auto:
"Sagt mal, wo ist denn hier dieser Kopf, der da an der Straße steht, dieses Mahnmal?".
"Was'n für'n Mahnmal?".
"Ja, hach nee, ich komm' jetzt nicht drauf, dieser Kommunistenführer mit dem strengen Gesicht, wie heißt der nochmal?". - Nee, mir war das richtig peinlich.
Dann fiel mir wieder der alte Stadtname ein, da sagte ich dann Karl Marx.

"Och deer, ja da fahrense...".

Ich bedankte mich noch schnell, die Ampel ging auf Grün, und ich gab wieder Gas. Ich hörte aber noch, wie einer der Jungs sagte:
"Mahnmal is jut!".
"Aber recht hat'se", sagte der andere.

Karl-Marx-Mahnmal in Chemnitz
    
Nun muß man verstehen, ich wuchs im Ruhrgebiet in den Jahren des Wirtschaftswunders auf. Durch meine Prägung vom Elternhaus war das Wort Kommunismus sowas Schlimmes wie eine unheilbare Krankheit. Dazu die ewigstrenge Miene dieses Karl Marx, er hatte für mich was Gruseliges.

Und so fand ich dann direkt vor dem großen Kopf eine Parknische für mein 6,20 m langes Wohnmobil. Ich nahm meinen damaligen Ferro mit hinaus, setzte ihn neben den Kommunistenführer, drückte einem Bürger meine Kamera in die Hand...knips...und fertig.
Und dann bin ich ganz schnell aus der Stadt gefahren. Richtung Leipzig. Dort fand ich dann einen großen Parkplatz hinter dem bekannten Polizeigebäude (Soko Leipzig) und blieb dort zwei Tage. In Leipzig wurde ich vom Mittelaltervirus infiziert. Und dort war ich auch in der Thomaskirche und hörte den Thomanerchor. Ja, das waren dann wieder andere Erlebnisse.

Und wenn ich mein Wohnmobil mal für eine Weile verlasse, dann übernimmt mein Hund das Steuer. Einbrecher suchen sich was Bequemeres aus für ihre Geschäfte.

Ferro im Wohnmobil
Meinem Hund gestatte ich es, dort zu sitzen. Ich habe jetzt natürlich auf beiden Sitzen Schondecken, damit die Pilotsitze keinen Schaden nehmen. Und so sitzt er da schön und schaut sich die Gegend an und wartet auf sein Frauchen. Er soll sich schließlich bei mir wohl fühlen.

4 Kommentare:

  1. Ich dacht, ihr wechselt euch beim fahren ab.

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    1. Ja, so wie der Hund immer schaut, glaubt er auch daran. ;-)

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    2. Ihr arbeitet bestimmt daran.

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  2. Damals kam man mit unseren "Hobby's" auch noch in die Innenstädte! Jetzt müssen wir warten, bis wir Oldtimer haben, dauert ja zum Glück nicht mehr so lange. Da stoßen wir zwar immer noch das Gleiche aus, aber das ist dann egal ;-).

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