Dann wuchs ich aber langsam in eine neue Welt. Wir lernten in der Schule zum Beispiel, dass man zu einer Vorstellung eines Bildes eine Bildbeschreibung macht. Oder dass man bei einer Präsentierung in ganzen Sätzen schreibt. Stil, Ausdrucksweise, eingeschobener Satzteil und das ganze Programm.
Bei Facebook ist das aber anders. Da wird ein Foto gepostet mit nix dabei. Oder eine Befindlichkeitsstörung "Ich bin sauer!", aber es steht nicht dabei, warum und was die schlechte Laune für eine Ursache hat.
Durch eine Hundefreundin sah ich dann kürzlich das Foto einer anderen Hundeführerin, die mit ihrem schwarzen Hund abgebildet war. Es stand kein Text dabei. Viele Bekannte gratulierten ihr. Worum es da ging, ging mir als fremdem Betrachter nicht hervor. Ich machte dann ein Kompliment auf den schönen Hund. Was das denn für einer sei? Oder ob es ein Mischling sei, fragte ich. Meine normale Frage legte man dann als Neid aus, womit ich wieder nichts anfangen konnte. Eine junge Frau schrieb so ein Kauderwelsch:
ein herder ein schäfer.
Oh nee, war das anstrengend! Ich hatte doch ganz normale Fragen gestellt, warum konnte man mir nicht normal antworten? Und warum und weswegen sollte ich neidisch sein? Ich habe selbst einen wunderschönen Rottweiler.
Und was hatte in dieser Unterhaltung der Philosoph Herder (klick)
Johann Gottfried Herder - aus Wikipedia |
Schäfer mit seinen Schafen |
Unterwegs rief ich meine Freundin in der Steiermark an, die auch Rottweiler hat. Sie hatte die Unterhaltung auf Facebook verfolgt. Ich fragte sie, was der Herder denn mit einem Schafhirten zu tun hätte? Sie lachte und klärte mich auf:
Ein Herder (klick) ist eine eigene Schäferhunderasse aus den Niederlanden. So wie ein Malinois eben ein belgischer Schäferhund ist. Und wenn das Mädchen Schäfer schreibt, dann meint es damit einen Schäferhund.
Und da die Hundeführerin mit ihrem Herder eine hohe Punktzahl bei einem Hundeturnier erreicht hatte, gratulierte man ihr. So klärte mich meine Freundin am Telefon auf. Und weil ich das nicht mitbekam und dann noch fragte, ob der Hund ein Mischling sei, unterstellte man mir Neid. - Ja, darauf muss man erst mal kommen!
So etwas weiß ein Aussenstehender aber nicht, weil ja wiederum keine Bildbeschreibung dabei ist.
Heute sah ich ein Bild, das auch von Schäferhundlern untereinander geteilt, also weiter verteilt wird.
Dies ist ein Bild, welches aus der Neonaziszene stammt, ließ ich mir sagen. Es wurde aber von dummen Schäferhundeführern auf Facebook verbreitet, die das auch noch fleißig liken. Liken ist, wenn man auf einen "Gefällt mir"-Button klickt. Damit schießen sich aber diese Schäferhundler ein Eigentor.
Momentan wird diskutiert, dass der Schutzdienst aus der Disziplinfolge bei den Prüfungen genommen wird. Die Disziplinen sind Fährte - Unterordnung (Gehorsam) - Schutzdienst.
Beim normalen Schutzdienst sieht das auch anders aus. Da versteckt sich der Hund nicht mit angsterfüllten Augen zwischen den Beinen des Hundeführers. Dann auf dem Bild die gotische Schrift mit dem dämlichen Spruch:
Ein Deutscher Schäferhund gibt nicht Pfote - er salutiert!!!
Wer sowas mit "Gefällt mir" honoriert, macht sich im www selbst zum Affen.
Meinen Hunden habe ich auch nie das "Pfötchengeben" beigebracht. Was haben die für eine Veranlassung, jedermann ihre Pfote zu reichen?
Aber mein Hund muss auch nicht salutieren. Er ist der treue Begleithund an meiner Seite und nicht "Schütze Arsch im letzten Glied".
Wer sowas gut findet, stellt sich selbst an den Rand der Gesellschaft und tut dem Hundesport damit wahrlich keinen Gefallen.
Warum sich so ein Hundeführer mit so einem Bild brüstet, wird mir auch noch nach 30 Jahren Rottweilerhaltung ein Rätsel sein.
Dieses doofe Foto ist für die Hundler kontraproduktiv, damit schaden sie sich nur selbst.
Normale Hundeführer machen ihr Training und dann ist es gut. Dann kommt wieder die Zwangsbeschmusung. ;-)
Seriöse Hundesportvereine lehnen übrigens solche Dumpfbacken ab, die diese Bilder verbreiten und noch gut finden.
Das sind so einige Beispiele, die ich bei Facebook sehe und lese. Ich muss Abstand gewinnen. Ich habe Angst, dass ich sonst auch verblöde.
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