Dienstag, 3. September 2013

Das Ritterfest in Schluderns/Südtirol

Nach der langen Nacht in Bozen auf der Burg Runkelstein kam ich morgens nur schwer in die Gänge. An diesem Samstag hatten wir geplant, nach Schluderns zu den Ritterspielen (klick) zu fahren. Meine Freunde vom Ritterbund wurden schon um 8:00 Uhr von ihrem Hotel mit einem Bus abgeholt, um damit in den 80 km entfernten Ort zu fahren. Ich war froh, daß ich gegen 10:00 Uhr endlich losfahren konnte. Ich war noch so müde.

Für diese nur 81 km von der Burg Runkelstein aus brauchte ich über zwei Stunden. Die schmale aber stark befahrene Straße durch den Vinschgau ging mal rauf und mal runter. Stop and go. 

Auf dem riesigen Gelände der Ritterfestspiele in Schluderns wies mich die Freiwillige Feuerwehr sofort weiter hinten auf den Parkplatz für Wohnmobile. Ich fand einen Platz im Schatten von Sträuchern. Dahinter waren weite Apfelplantagen.

Nachdem ich gewandet war, rief ich unseren wohlweisen Cancelarius an, wo ich die Freunde finde. Sie waren auf dem Turneyplatze und erwarteten die Schwertkämpfer. Ich ging direkt dorthin und fand ein trefflich Plätzelein neben der Freundin Alexa (unserer Fotografin).

Nachdem erst die deutsche und dann die italienische Anmoderation beendet war, gingen die Kämpfe los. Du liebe Zeit, die Ritter kloppten aufeinander los, dass die Helme sofort neue Dellen bekamen. Auf einigen Bildern werden die Kämpfer schon von den Frauen verarztet.

Zum Vergrössern auf die Bilder klicken.


Ritterspiele Schluderns - Sandra von der Grenzwacht verarztet

Hier schaut sich die Gefährtin von der Gruppe Phönix einen verwundeten Recken an:

Südtiroler Ritterspiele Schluderns im August 2013
Hier ein einziges Kampfknäuel. Wer zu Boden gefallen ist, muss von einem anderen Kämpfer hochgezogen werden. Die Eisenrüstung lässt ein alleiniges Aufstehen fast nicht zu. Beim Kampf hat man auch nur ein begrenztes Sichtfeld durch die Sehschlitze im Helm.


Schwertkampf der Südtiroler Ritterspiele in Schluderns
Ganz rechts im Bild in rostrot seht Ihr den Kampfrichter, der in deutsch und italienisch dazu moderierte.

Es war schon Nachmittag, und ich war hungrig. Deshalb machte ich mich auf den Weg zur Taverne, um mir einen Ritterfladen und ein köstliches Kirschbier zu kaufen. Vorbei an Ständen und Lagernden, ging ich an der Bühne vorbei, vor der ein Strongman in der Hocke saß und in einer Kiste kramte. Dabei sprach er über sein Headmikrophon zu den Zuschauern. Er sprach langsam und in einem astreinen Hochdeutsch. Sogar die Kommapausen machte er beim Sprechen. 


Strongman www.Eisen-Hans.at
Eisenhans kramte einen Nagel aus der Kiste, der an beiden Enden für bessere Griffigkeit umwickelt war. Er bat einen Mann aus dem Publikum, zu ihm zu kommen.


Eisenhans mit Zuschauer auf Ritterfest
Obwohl der Zuschauer schon kräftig beinand war, konnte er den Nagel nicht biegen. Eisenhans bedankte sich höflich bei ihm und bog dann den Nagel in der Mitte. Er erklärte aber dem Publikum, dass man dabei einen kleinen Trick anwenden muss. Aber wenn den jeder kennen würde, dann brauchte er ja nicht mehr da vorne zu stehen.
Eisenhans verbiegt einen dicken Nagel
So brachte er während der ganzen Show seine Zuschauer zum Lachen und Staunen. Über ihn werde ich später eine Extrageschichte schreiben. Dieser Mann ist eine Attraktion! Und natürlich ein echtes Sahnestückchen!!

Ein reich ausgestattetes Zelt gehörte der Gruppe "Die Bairischen Fürsten" aus Füssen im Allgäu.


Die Bairischen Fürsten 1401 - 1670 (in Schluderns)
Zu Dudelsack und Trommelklängen liefen im Takt bunte Gaukler auf ihren Stelzen daher.


Stelzengeher beim Ritterfest in Schluderns
Mittelalterliche Tänze wurden aufgeführt.

Mittelalterlicher Tanz in Schluderns/Südtirol
 Ein Schmied holt Feuerscheite für seinen Schmiedeofen.

Mittelalterfest in Schluderns mit Churburg im Hintergrund
Kinder beim Kamelreiten. 

Kamelreiten auf Mittelaltermarkt in Schluderns/Südtirol
Im Hintergrund des Bildes ist der Parkplatz für die Händlerwagen und Wohnmobile. Dort stand ich und hatte nur ein paar Schritte zum Hintereingang.

Sogar ein Steinmetz hatte seinen Stand auf der großen Lager- und Händlerwiese. Begeisterte Kinder bekamen eine Schutzbrille aufgesetzt und durften mit Hammer und Meissel einen Stein bearbeiten. Der Meister stand dahinter und hatte alles im Blick.

Kleine Steinmetze beim Mittelalterfest (Schluderns)
Als die Sonne unterging, fuhren meine Freunde von den Ritterschaften mit ihrem großen Stinkross wieder heim in ihre Herberge. Da ich ja meine eigene Kemenate bei mir hatte, blieb ich über Nacht. Der Kommandant der Grenzwacht (klick), Fjorka von Rauhenklamm, lud mich noch zum Abend hin in sein wunderschönes Zelt ein.

Innenansicht Zelt Grenzwacht - Tafelrunde  
Foto by Ingrid von Altdorf - mit Erlaubnis der Grenzwacht
Und so verging wieder ein schöner Tag im Mittelalter. Kurz vor Mitternacht machte ich noch eine lange Runde mit meinem Santos. Dicke Wolken waren aufgezogen, und es war richtig kalt. Ich musste in der Nacht tatsächlich etwas die Heizung im Wohnmobil anmachen. Als ich im Bett lag, fing es vom Himmel an zu schütten wie aus Kübeln. Drei Wohnmobile vor mir hatten schon beim anfänglichen Tröpfeln alles zusammengepackt und den Platz verlassen.

Ich dachte noch, hoffentlich komme ich morgen aus der Wiese! Nicht nur einmal ist es vorgekommen, dass ich mich mit den Vorderreifen in den nassen Boden eingeschraubt hatte. Dann musste ein Bulldog kommen und mich rausziehen.

Aber das wird sich weisen. Jetzt erst einmal schlafen.

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