Sonntag, 8. September 2013

Das Ritterfest in Waxenberg im Haselgraben

Der Haselgraben ist ein Tal in Oberösterreich mit einer Länge von 10 Kilometern. Er zieht sich durch das Mühlviertel. In dieser Region gibt es viele Burgruinen. Eine davon steht im schönen Ort Waxenberg (klick), wo alle zwei Jahre ein schönes Ritterfest abgehalten wird.

Aus Wikipedia, der Haselgraben in Oberösterreich (klick)
Mein altes Wohnmobil braucht schon einige Zeit, diese steile Wegstrecke zu schaffen.

Am 31. August 2013 war es dann wieder so weit. Das Ritterfest war schöner und noch unterhaltsamer als schon die Jahre zuvor. Dazu kam noch das tolle Wetter, was eine allgemeine Feierstimmung gleichsam bei Burgfrauen, Recken und Besuchern verursachte.

Vor dem Schloss zu Waxenberg (klick) nahmen wir Aufstellung zum gemeinsamen Zug der Gewandeten.

Burgfrau Eugenia von Gärr, der Wohlweise, Gisela von Ainhering
Oben auf der Händlerwiese angekommen, wurden vom Herold alle angesprengten Ritterschaften, Gruppen, Lagerleute und Schausteller vorgestellt. Und was für eine Überraschung, Eisenhans, den ich Euch schon in der Geschichte vom Ritterfest Schluderns (klick) vorgestellt hatte, war auch wieder da.

Gisela von Ainhering mit Eisenhans (klick)
Nachdem wir am Metstand ein köstliches Wikingerblut getrunken hatten, gingen wir vom Festplatz den steilen Weg hinauf zur Burgruine. Dort forderte ein kleiner Knirps unseren wohlweisen Cancelarius zum Schwertkampf heraus. Der Wohlweise nahm an.


Zwei Recken beim Schwertkampf im österr. Waxenberg

 Vor dem Schloss spielte die Gruppe Rhiannon (klick).


Mittelalterliche Gruppe Rhiannon (klick)
Sie musizierte nicht nur schön, sondern brachte auch durch lustige Einlagen die Gäste oft zum Lachen.

Vor der Hauptbühne hatte Eisenhans ein Holzgestell aufgebaut. Unten standen auf einer Plattform 16 Kinder mit einem Gesamtgewicht von 450 Kg. Oben stand Eisenhans und hatte das Gewicht mit Ketten und breiten Lederbändern um Taille und Nacken gebunden. Bevor er die Last hochzog, sprach er zum Publikum:

"Wenn ich das Gewicht hochgezogen habe, sollen alle Männer laut rufen: Eisenhans, du bist der Grösste! Probiert das schon mal eben aus!"

Und alle Männer riefen laut und deutlich: "Eisenhans, du bist der Grösste!"

Alles lachte.

"Und wenn ich das Gewicht hochgezogen habe, dann rufen alle Frauen: Eisenhans, ich will ein Kind von dir!"

Gelächter. Pause.

"Und wem das nicht passt, der ruft:
Eisenhans, ich will ein Kind von Ihnen!"


Eisenhans zieht 450 kg in die Höhe
Es war so lustig! Und als er die Frauen aufrief, das zur Probe zu rufen, sagte keine was. Und ich hielt nach meinem lauten "Eisenhans, ...", auch ganz schnell meinen Mund. In meinem Alter wäre das mit dem Kind sowieso nicht mehr gegangen.

Am Lager unserer Freunde, den O'Kleys, die eine schottische Familie darstellen, labten wir uns an köstlichem Rebsaft. Es lag dieser typische Geruch in der Luft, den die Lagerfeuer verströmen. Und nach Rittertopf und Gebratenem über dem offenen Feuer duftete es auch.


Am Lager der O'Kleys
Liebe Freunde aus der Mittelalterszene, die ich bislang nur aus einem Forum kannte, traf ich auch. Wir saßen am Abend gemeinsam unter dem Zelt, welches sich der Administrator des österreichischen Mittelalterforums (klick) , Rimbold, selbst gebaut hatte. Hier ein Gruppenbild mit einigen Forumsmitgliedern:

Ritterfest Waxenberg mit  Rimbold (2.v.re.) vom Mittelaltertreff

Und so teilte ich mich auf. Mal feierte ich bei Rimbold und Sassen, dann war ich wieder bei meiner Gruppe, die es sich an der Rebsaft-Bar gemütlich eingerichtet hatte.


Ritterfest zue Waxenberg - beim Rebsaft
Rechts im Bild Friedericus von Waxenberg, der Grossmeister der Waxenberger Ritterschaft. Im braunen Umhang seine Frau Rosmarie.

Und so fanden wir in der Nacht fast kein Ende. Am Fass neben der Bar standen profane Gäste, die bei jedem Anstoßen mit den Gläsern statt "Prost" laut riefen: "Jubeeeel!"

Nee, es war so wunderschön! Wie gut, dass neben dem Festplatz und dem Schloss keine Bürger wohnten. Die wären lange nicht in den Schlaf gekommen.

Am nächsten Tag ging das Fest noch weiter. Ich aber fuhr mit meiner Kemenate wieder durch den Haselgraben zurück auf die grosse, breite Straße, die die Stinkrösser schnell und ohne holprige Wege mit den Städten verbindet. 
Daheim musste ich mich erst einmal wieder vom Mittelalter erholen.

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