Donnerstag, 11. Oktober 2012

Heimfahrt mit Hindernissen Teil II


Die Frau vom ADAC fragte mich, wo ich mit dem Mobil stehe. 
Ich sagte, auf der Autobahn von Aschaffenburg nach Würzburg KM-Schild 230. 
Wie lang mein Mobil wäre? 
6,20 m.
Wie schwer? 
Also, zulässiges Gesamtgewicht 3,1 Kilogramm. 
Die ADAC-Frau: Sie meinen wohl 3.100 Kilogramm! 
Ich: ja, ist doch egal, ich meinte auch 3,1 t.
Die Frau: Haben Sie denn schon die Polizei angerufen? Und die Feuerwehr?  

Ich: Nö, nur Sie! Och, da kommt ja schon die Polizei, ich melde mich wieder bei Ihnen.

Ein Polizei-BMW stand etwas von mir entfernt. Die beiden Beamten rannten nach hinten, um mit Pellonen die Staße abzusichern. Mein Wohnmobil sah man in dem Qualm fast nicht mehr. Ich fragte die Polizisten, wo sie denn so schnell herkämen. Andere Verkehrsteilnehmer hatten angerufen.

Dann kamen auch schon ganz schnell drei große Feuerwehr-Lastwagen und noch zwei andere Lastwagen mit Aufschrift. Als der Polizist zu mir kam, fragte ich ihn, ob meine Wimperntusche verschmiert sei. Beim Löschen im Wohnmobil haben meine Augen so gebrannt und getränt. Der freundliche Beamte beruhigte mich, mein Augen-Make-up sei völlig okay. Die sind ja alle für so doofe Fragen geschult.

Innerhalb von Minuten rannten mehrere Feuerwehrleute um mein Mobil. Als ein Feuerwehrmann mich fragte, ob der Zündschlüssel steckt, rannte ich zu dem Mann, packte ihn an seinem dicken Jackenärmel, zog ihn von meinem Wohnmobil weg und sagte: 

"Sie machen nicht meinen Motor an! Ich habe das Endrohr meines Auspuffs irgendwo abgerissen, und dadurch hat sich der Holzfußboden während der Fahrt in Brand gesetzt".

Der Feuerwehrmann schrie den Polizisten an: 

"Halten Sie mir die Frau vom Hals! So kann ich nicht arbeiten!".

Der Polizist verlangte Fahrzeugschein und Führerschein. Den Fahrzeugschein hatte ich sofort, nur den Führerschein fand ich nicht in meiner Tasche. Ich versicherte ihm und schwor, daß ich einen Führerschein habe. Der Polizist sagte: 

"Jetzt lassense den Führerschein sein, ich glaub Ihnen das. Sagen Sie mir Ihren Namen und Geburtstag und Wohnort, und den Rest mache ich".

Der Feuerwehrmann: 

"Das ist nur ein kleiner Kabelbrand, nicht weiter schlimm".
Ich zum Feuerwehrmann: 

"Der Brand entstand nicht im Motorraum, der kam durch das Feuer im Fußboden und dann durch den Boilerkasten und dann an alle Kabel, die auf einem Knubbel dort sind! 
Der andere Feuerwehrmann meinte: 
"Die Frau hat recht! Das ist so".
Endlich hat man mich verstanden.


Der dicke Feuerwehrhauptmann und einige Kollegen gingen in mein Wohnmobil, um sich den Schaden darin anzuschauen. 

Ich rief von Weitem: "Entschuldigense die Unordnung darin!". 
Was man doch für einen Blödsinn redet, wenn man unter Schock steht. Als ich im Türrahmen stand und die Männer bei der Untersuchung beobachtete, sagte der Feuerwehrhauptmann: 
"Da ist ja Wasser drin, da ist alles naß!".
Ich sagte: "Ja, das hat doch da alles gebrannt, ich habe da überall Wasser drübergeschüttet. Glauben Sie, ich gebe mein Wohnmobil kampflos an die Flammen ab? Soll ich Ihnen mal sagen, was die neuen Vorhänge und Gardinen gekosten haben? Das habe ich vom Fachgeschäft machen lassen".



Die Männer guckten sich an, dann wandte sich der Chef der Mannschaft zu mir und sagte: 
"Das haben Sie ganz toll gemacht! Sowas haben wir auch noch nicht erlebt. Normalerweise rennt jeder von so einem brennenden und qualmenden Auto weg. Hätten Sie das nicht gelöscht, dann hätten Sie jetzt kein Wohnmobil mehr".

Ich ganz stolz: "Ja? Habe ich das richtig gemacht?".
"Das haben Sie ganz richtig gemacht!". 

Der Abschleppwagen war da. Eins der drei Feuerwehrautos war weg, an seine Stelle fuhr der Abschleppwagen. Der Mann klemmte die Batterie im Motorraum wieder an. Da war ja nix.
„Steckt der Schlüssel?“ fragte er mich.
„Machen Sie ja nicht den Motor an, dann verbrennt wieder alles!“.

Der gemütliche Feuerwehrhauptmann lachte: 
"Sie haben da alles so patschnaß gemacht, da kann der Motor für die 10 Sekunden angemacht werden, um an den Abschleppwagen gefahren zu werden. Da passiert jetzt nichts mehr".


Der Abschleppunternehmer zog mich dann auf den 300 m weiter entfernten AB-Parkplatz. Die Feuerwehrautos und Polizei und alle hinterher. So war wenigstens die stark befahrene Autobahn wieder frei.

 
Ich fing dann fast an zu weinen, weil mein Hund nun kein Wasser mehr in der Wasserschüssel hatte. Ich hatte ihn jetzt an einer Bank angebunden. Er lag ruhig in der Wiese.
Der Feuerwehrchef meinte, wenn ich möchte, könne er mir die Wasserschüssel voll machen. Er hätte ja genug mit. Dabei wies er auf sein Feuerwehrauto. Da lachten wir beide. Er gab die Hundeschüssel einem jungen Mann und sagte: einmal vollmachen, für den Hund.

Als alle so nach und nach wegfuhren, bedankte ich mich bei den Männern und meinte:
Ja, meine Herren, es tut mir leid, daß ich Sie umsonst bemüht habe.
Sie lachten und meinten, ich soll doch froh sein, daß es so ist.

Beim Abschleppen in eine Aschaffenburger Werkstatt rief ich Ducato-Mario an und erzählte ihm mein Erlebnis. Er sagte, ich soll den Abschlepper wegschicken und ihm sagen, ein Bekannter holt mich. Sofort ging mein Zittern weg! Der Abschlepp-Unternehmer hatte Verständnis, ich unterschrieb die Transportbestätigung und stand nun in Aschaffenburg auf einem Parkplatz, wo ganz viele Iveco-Zugmaschinen standen. Dann rief ich Mario an, um ihm zu sagen, wo ich stehe. Ich wußte aber gar nicht, wo ich stand, fragte eine Passantin, was das für eine Straße sei. 
Sie sagte, Auestraße 11a. Ach ja, danke! 
Zu Mario: Auestraße 11 a in Augsburg. 
Die Frau: nein, Sie sind hier in Aschaffenburg.  
Ach ja, meinte ich doch! 

Während des Telefonats hatte ich den Hund an einen Maschendrahtzaun gebunden, der einen Platz mit Gebrauchtwagen umzäunte. In der Mitte stand ein Türke oder Araber, der entsetzt auf den Hund starrte und sich erst wieder bewegte, als ich ihn losband und zum Mobil ging. Ohjee, das war sein gepachteter Platz für seine Autos, die er anbot. Die Orientalen haben ja vor Hunden mehr Angst als vor einer Waffe. Hab mich bei ihm entschuldigt.

Dann räumte ich in aller Ruhe das Tischchen raus, legte darauf die nassen Polster in die Sonne. Den Teppich, der unterm Tisch lag, legte ich über eine LKW-Gabel, das Ding mit Loch vorne, was in die Zugmaschine eingehängt wird. Über eine andere Gabel breitete ich den Teppich aus dem Gang aus. So richtete ich mich gemütlich auf dem staubigen Platz ein. Die Sonne schien, Mario war von Wetzlar unterwegs, alles war in Ordnung. Einige LKW-Fahrer, die Iveco-Zugmaschinen abluden, fragten mich, was mir passiert sei. Ich soll ja meine Möbel nicht vergessen, wenn ich abgeschleppt werde. Ja, war gar nicht so doof, dieser Rat. Ich war so durcheinander!
Von den Löscharbeiten war alles naß

Dann kam irgendwann Mario. Mit einem großen Lastwagen mit Aufliegern für zwei große Wohnmobile.  Er stieg aus und fragte einen Fußgänger, ob er weiter hinten wenden kann.

Nee, ging nicht. Da fuhr er mit dem langen Abschleppwagen rückwärts auf den Iveco-Parkplatz, wo mein Mobil stand. Ich stand auf der Fahrbahn und hielt den Verkehr an. Ich dachte, ich mußte ja auch irgendwas tun. Dabei hätten die auch gehalten, wenn ich nicht auf der Straße gestanden hätte.  ;-)



Wenn Ihr das gesehen hättet, wie Mario mit dem langen Anhänger direkt vor mein Wohnmobil gefahren ist! Gut, daß ich diese Aktion fotografiert habe. So fuhren wir dann schön mit dem Wohnmobil hinten drauf Richtung Schöffengrund. Ich saß vorne bei Mario, der Hund hinten im Wohnmobil. Der hatte die Ruhe weg, lag hinten auf dem Bett und pennte die ganze Fahrt.
Mit meinem Mobil huckepack auf dem Spezialfahrzeug in die Werkstatt


Auf der Fahrt fragte ich Mario, ob ich zu tollkühn gehandelt hätte. Meine Schwester meinte am Telefon, der Diesel-Tank hätte Feuer fangen und explodieren können. Nein, ich hatte die Situation schon richtig erkannt. Er hätte genauso gehandelt. Der Tank ist weiter vorne, und Diesel ist schwer entzündbar.

In Schöffengrund hatte gegenüber von der Werkstatteinfahrt ein Pickup geparkt. Also konnte man nicht mal auf den Hof fahren. Mario hupte dreimal mit seiner lauten Schiffshupe. Keinem gehörte das Fahrzeug. Dann kam Meister Udo raus und wußte Gottseidank, wen er anrufen konnte.Nach ca. 20 Minuten kam eine Frau und fuhr den Pickup weg.
Der Laster mit meinem Mobil mußte herum und in diese Einfahrt

Im Aufenthaltsraum saßen noch alle Mitarbeiter. Meister Udo Bersuch sagte zu mir: Och komm mal her Schätzelein, laß dich mal drücken! Das fand ich so süß. Wir plauderten noch etwas, ich hatte mir Weißwein aus meinem Mobil geholt. Mario holte mir einen Heizlüfter, den ich über Außenkabel im Mobil anschloß. Nachts war es ja schon kalt. Unterm Sitz kramte ich ein Mehrfachsteckerkabel raus und machte noch den Fernseher an. Dann räumte ich einige Sachen in meine neue, tolle Hobby-Reisetasche, damit ich das am nächsten Tag in den ADAC-Leihwagen packen konnte.

Auf meinem Ofen machte ich mir Acht Schätze von IGLO warm. Was Chinesisches. Den Gasofen hatte ich ruhig angemacht, der war ja direkt mit der Gasflasche daneben verbunden und ging nicht durch den Boilerkasten. Die anderen Hebel hatte ich alle quergestellt und ausgemacht. Bei dem monotonen, dialektischen Gebrabbel von Jogi Löw im TV räumte ich alles schön zusammen, was ich mitnehmen wollte an Schuhen und Kleidung. Der Rest blieb drin.
Der Brandschaden war links unter Tisch und Bank. Teppich drüber und fertig.


Trotz der Aufregung  schlief ich wunderbar die Nacht. 
Den Rest sollte nun Mario machen. Ich gab meinem Versicherungsagenten Marios Karte. Es kam ein Kfz-Sachverständiger, der alles aufnahm. Die Männer machten mein Wohnmobil wieder heile, mit neuem Fußboden und allem. Inspektion und TÜV und fertig.

Am nächsten Tag brachte mich Mario zum ADAC, ich bekam einen VW-Touran, in dem reichlich Platz für meinen Hund war, und wir fuhren ohne Wohnmobil heim nach Bayern.
Das war im Oktober. Im darauffolgenden März konnte ich das Wohnmobil wieder repariert abholen.
Sechs Monate ohne mein Mobil. Ich weiß gar nicht, wie ich das ausgehalten habe!

Ende gut - alles gut!















3 Kommentare:

  1. Hallo liebe Gisela,

    ganz herzlichen Dank für Deinen netten Kommentar und dass Du Dich bei mir auf die Lesebank gesetzt hast...allerdings bist Du irgendwie wieder bei mir verschwunden. Hast Du eventuell einen Knopf gedrückt, der ursprünglich nicht gedrückt werden sollte? Komm noch nochmal vorbei....ich freue mich auf Dich.

    Übrigens, ich habe mir gestern schon die Story mit dem Wohnwagen durchgelesen. Mensch, Mensch, Mensch, hast Du ein Glück gehabt! Ich habe ein Mal gesehen, wie ein Wohnwagen in Flammen aufging. Nach 5 Minuten war nur noch ein verkohlter Haufen übrig. Da ist mir vom Anblick auch richtig schlecht geworden. Und dass Du unter Schock standest, das ist kein Wunder. Hast Du sehr schön geschrieben!

    Liebste Grüße
    Corana

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  2. Ganz toll geschrieben, und freue mich, dass das Womo wieder fährt!!! Sieht toll aus das Stück gefällt mir sehr gut, werde mir den Blog auch weiter anschauen.
    Liebe Grüße Domi.... Home-sweet-motorhome.blogspot.com

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  3. Na, das war wirklich eine Heimfahrt mit Hindernissen, aber zum Glück ging ja alles gut aus. Aber auch zu Fuß kann es manchmal ein langer Weg nach Hause sein (wie man übrigens in meinem Blog nachlesen kann).
    Ich war noch nie mit einem Wohnmobil unterwegs, aber ich glaube irgendwann probieren wir es mal aus.
    LG
    Astrid

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