Donnerstag, 4. Oktober 2012

Gestern Abend in Berchtesgaden

habe ich nochmal die Nachtwächterführung mit Anna Glossner mitgemacht.

Auf dem Treppenaufgang zu ihrem Nachtwächterstüberl hatte Anna schon zum Empfang rechts auf die Stufen kleine Teelichter aufgestellt, die einladend leuchteten. Über dem Treppenaufgang erstrahlt ein Schild:


In Annas Stüberl ist es sehr gemütlich. Man kommt in das Wohnzimmer früherer Zeiten, wo die "Bessere Gesellschaft" beim Wein zusammensaß.

Nachtwächterin Anna zue Berchtesgaden
Auf einem Tischchen stand dieses Keramikspiel. Auf meine Frage, was das sei, sagte Anna:
"Mit diesem Spiel hat man damals schon Haus und Hof verspielt. Oben wirft man eine Kugel in die Spirale. Vorher sagt man die Zahl an, in die die Kugel fallen soll. Geschieht das nicht, hat man natürlich verloren".

Glücksspiel aus dem Mittelalter
Auch der Eingangsbereich von Annas Nachtwächterstüberl ist voll mit Antiquitäten.

Jetzt geht's los. D'Leut wartn scho.
Auf dem Schloßplatz stellte sich Anna auf eine Bank:

Kimmt's näher, liabe Leut!
Anna hat von Anfang an schon alle zum Lachen gebracht. Erfreut über die große Gruppe, frage ich in die Runde, warum sie in so großer Zahl angesprengt seien. Ob sie das aus dem Internet hätten. Nein, vom Tourismus-Büro. -Ooooh, da war ich fast etwas enttäuscht. Ich hatte mir eingebildet, sie kämen, weil ich hier so schön geklappert hatte. ;-)

Anna erzählt und alle lauschen.




Anna erzählte von der Gräfin Irmengard von Sulzbach (+ 1101), die im 11. Jahrhundet in Perchtholtsgaden (heute Berchtesgaden) lebte. Die dreimal reich geheiratet hatte und all ihre Männe überlebte. Als es mit Irmengard zum Sterben kam, wollte sie das Gelübbte ihres Mannes, des Grafen Gebhard II. von Sulzbach, erfüllen, der auf einem Felsen einen Jagdunfall überlebte. An dieser Stelle steht heute die Berchtesgadener Stiftskirche. Sie gründete das Augustiner-Chorherrenstift in Berchtesgaden. Zu dem Zwecke wurde damals neben der Stiftskirche das Kloster erbaut, welches heute das Schloß der Wittelsbacher ist.

Und soviel erzählte Anna noch. Das kann ich hier gar nicht alles aufschreiben, da sitze ich morgen noch dran.

Weiter ging es auf den Platz links neben der Stiftskirche, wo eine Pestsäule steht, die im 17. Jahrhundert errichtet wurde. 
Pestsäule neben der Stiftskirche Berchtesgaden

Als im ausgehenden Mittelalter allerorts die Pest wütete, blieb Berchtesgaden seltsamerweise davon verschont. Man vermutet, daß das daran lag, daß sich die Leute nicht gewaschen haben. Ja, die waren so dreckig, daß sich auf der Haut der "Grint" gebildet hatte, eine dicke Schmutzschicht, die das Eindringen der Pestviren verhinderte. Wenn dann aber mal die dicke, harte Hautschicht aufplatzte, dann war das Ende vorprogrammiert. Schmutz und Eiter und Blutvergiftung überlebte auch der Härteste nicht.

Ach so, das Haus, das hinter Anna steht, wo sie auf der Bank steht, das war früher der Marschall-Stall, wo die Pferde der Herrschaft untergebracht waren. Rechts und links neben der Haustür befinden sich angebaute Sockel, von wo die Reiter dann auf ihr Pferd stiegen:

draufstellen und hopp auf's Pferd

So ging es weiter mit der Nachtführung, die ich jetzt natürlich nicht vollständig wiedergeben kann. Am Ende kamen wir noch am Affenhaus vorbei:

Das Affenhaus. Hier wurde die Obrigkeit als Affen dargestellt.

Den Abend beendeten wir im gemütlichen Nachtwächterstüberl. Bei Kerzenschein und Wein saßen wir noch zusammen. Und Anna erzählte von der Vergangenheit, als lebte sie schon 1000 Jahre.

Wer mehr über Berchtesgaden lesen möchte, Tante Wiki:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Berchtesgaden

http://de.wikipedia.org/wiki/Berchtesgaden

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen