Vom Stellplatz sind es nur ein paar Minuten Gehweg bis zur Altstadt.
Die trutzige Stadtmauer in Bad Wimpfen ist zu 80 % erhalten |
Unser Wohlweiser Cancelarius und ich stehen zwischen unseren Bozener Freunden. |
Am darauffolgenden Tag trafen wir uns in der Altstadt zur Stadtführung. Eine mittelalterliche Stadtführerin, ehemalige Lehrerin, brachte uns spannend und mit allen Jahreszahlen die Geschichte vor und nach Kaiser Barbarossa zu Gehör. Die Bürger und Touristen hatten staunend ihren Spaß, als wir alle in Gewandung durch den Ort gingen. Auch bekannte Sprichwörter erklärte uns die Stadtführerin.
"Ach, da ist doch nichts dahinter!" kommt aus Zeiten, als man stolz seinen Hochzeitsschrank im Haus zeigte, in dem alles prall gefüllt mit Linnen und Tuch und Wäsche gestapelt war. Wenn man dann aber dahinter griff, war es leer. Es war nichts dahinter.
Wenn um Mitternacht die Stadttore geschlossen wurden und ein später Heimkehrer noch in die Stadt wollte, mußte er so lange warten, bis der Nachtwächter gerade wieder an diesem Tor vorbeikam. So konnte er das Klopfen hören, das um Einlaß bat. Da öffnete der Nachtwächter nur ein kleines "Manntor", das auch "Nadelöhr" genannt wurde, um dem späten Bürger Einlaß zu gewähren. Und da das immer mit einer Extrazahlung verbunden war, hatte man eben "Torschlußpanik".
Das Mueum im Steinhaus zeigt Exponate zur Geschichte Bad Wimpfens. |
Höfisch aufgebrezelt im Blauen Turm zu Bad Wimpfen |
Natürlich durften danach die Knappen zum Kusse herumgereicht werden. Wie sich das so gehört.
Um 19:30 Uhr war auf der Burg Guttenberg im nahen Haßmersheim das große Ritteressen. Man hatte für uns einen schönen Raum dekoriert. Auf den Tischen lagen Brotkörbchen mit knusprigen Wecken, dazu Griebenschmalz und köstlicher Kräuterquark als Gaumenkitzler.
Speisenfolge auf Burg Guttenberg |
Gemüsecremesüppchen im Roggenmantel |
Gaukler mit Feuerzauber |
Der Küchenmeister tranchiert den Truhthahn |
Satte und strahlende Burgfrauen: Renate - Gisela - Lucretia |
Als alle Freunde ihre Herbergen aufsuchten, brauchte ich nur zu meiner warmen Kemenate zu gehen, die schon an der Burgmauer auf mich wartete. Noch eine kleine Runde mit meinem Santos, dann aber ab ins Bett.
Als ich am nächsten Tag Richtung Autobahn Heilbronn fuhr, regnete es. Damit die hilfreiche Stimme aus dem modernen Wegeleitungsgerät mich nicht wieder in Richtung Stuttgart navigieren sollte, ließ ich sie noch schweigen. Kurz vor der Stelle, wo die Abkürzung in Roth kommt, machte ich sie wieder an. Und schwupps, war ich wieder auf der Autobahn Richtung München. Schon vorher erfreute mich das Schild "Freistaat Bayern". Und wie auf Knopfdruck riß der Himmel auf und zeigte sich von seiner schönsten bayrisch-blauen Seite. Und dann noch eine freie A8 Richtung Berge, das war so schön, daß ich während der Fahrt eben die Kamera nahm und das Bild festhielt:
Ein seltenes Bild: eine freie Autobahn Nürnberg-München |
Sehet und studieret selbst: http://www.burg-guttenberg.de/
und: https://www.google.com/search?q=bad+wimpfen&hl=de&noj=1&site=webhp&prmd=imvns&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=8UtzUMqVEsqD4gTs84HICw&ved=0CH4QsAQ&biw=1024&bih=636
Nachtrag:
Eine Leserin schrieb mir, weil sie einige Ausdrücke nicht verstanden hat. Das finde ich toll, daß sie mir das schrieb. So will ich hier einmal nachtragen:
Geschreybsel, das ist der Schriftverkehr.
Ladschrieb, das ist ein Einladungsschreiben.
Das Kapitel, auf das die Frauen auf dem Foto schauen, das ist ein Festkapitulum, das von einem Hochsitz aus gehalten wird. Am Hochsitz sitzen der Großmeister, der Cancelarius (Schriftführer), der Burgpfaff und auch der Gebietige, der mit "Silencium!" zur Ruhe ruft, wenn nach einer Schwatzpause das Kapitel wieder aufgenommen wird. Der Gebietige ist auch der Stellvertreter des Großmeisters des jeweiligen Ritterbundes. Er hat mehrere Aufgaben. Zu wichtigen Momenten ruft er:
"Sassen, erhebet Euch!". Ein Sasse ist ein Mitglied des Ritterbundes.
Der Burgpfaff weiht den schönen Humpen, gefüllet mit Wein, bevor der Gebietige zur Humpenkreisung aufruft. Dann trinkt jeder Sasse einen Schluck aus dem Humpen und stellt sich allen vor. Bei Rückgabe des Humpens an den Mundschenk sagt man dann:
"Dem Nächsten zum Gedeih' ". Der gibt dann auf Geheiß des Gebietigen den Humpen an den nächsten Sassen, der namentlich aufgerufen wird.
Meine Kopfbedeckungen sind übrigens von Daniela Engel in Neuburg a.d. Donau "Die Behüterin http://www.diebehueterin.de/index1024.html
Hallo Gisi,
AntwortenLöschenich bin beim Stöbern auf deinenn Blog gestoßen und alles liest sich sehr interessant. Vor allem das mit dem Mittelalter und so.
Ich kenne mich damit aber nicht so wirklich aus und verstehe so einige Worte nicht....
Was z.B. ist denn "Geschreybsel und die Ladschriebe" und was ist das "Kapitel" auf das die freifrauen schauen???
Ansonnsten finde ich die Beiträge ganz toll, es ist nur sehr schade, dass du von dieser schöne, wortgewandten Schreibweise oft abweichst und dann Begriffe wie "Navi-Tante" oder (vorher) "Latscherei" verwendest....da verschwindet das Burgfräulein dann ganz. :(
Das finde ich so schade....
Ich freue mich, noch mehr von dir zu lesen.....
Ein Gott zum gruße ehevor!
AntwortenLöschenWir möchten Euch Komplimente machen für Euer magischen Schrieb er ist sehr interessant.
Gehabt Euch Wohl!
Lg und Handkuss klaus
von der ritterschaft zue botzen
Auf ein baldiges wiedersehn!!!
@emilyrose
AntwortenLöschenVielen Dank, hab dir ja schon zurückgeschrieben. LG Gisela
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@Junker Klaus
Ooh, seyd bedankt, lieber Klaus!
Das freut Uns insonders.
Auch Euch ein Gott zum Gruße und
auf ein baldiges Wiedersehen. ;-)