Mittwoch, 10. Oktober 2012

Heimfahrt mit Hindernissen

Im Sommer vorigen Jahres hatten wir in Bad Marienberg vom Hobby 600-Forum unser Herbsttreffen.
Wir verabschiedeten uns alle so nach und nach, da winkte man mir, ich solle stehenbleiben. Als ich ausstieg, wies man unter meinen Fahrzeugboden. Da hatte sich das lange Auspuffrohr mittig voneinander gelöst. Daher also das röhrende Geräusch und der Dieselgeruch!
Ein anderer Hobby 600-Fahrer holte aus seinem Mobil eine aufgeschnittene Konservendose (Mandarinen) und wickelte diese um die beiden abgerissenen Rohrteile. Metallschelle dran und fertig. Mit diesem Provisorium konnte ich wenigstens noch zu Ducato-Mario in die Werkstatt nahe Wetzlar fahren.


Mario delegierte sofort die Arbeit an Chris, den Gesellen. Er sollte mein Wohnmobil auf die Bühne fahren. Ich schnappte mir meinen Santos und ging die Straße runter durch die weiten Wiesen. Die Männer machen das schon.

Als ich zurückkam, lag der verrostete, olle Auspuff schon auf dem Werkstattboden. Der neue sah aus wie echt silber. Bei der Gelegenheit konnte ich noch erwähnen, daß ich wieder mal ab und zu mit angezogener  Handbremse gefahren bin, so daß die jetzt überhaupt nix mehr nützt, wenn ich sie anziehe. Kein Problem, guckt er nach. Und dann noch der jaulende Keilriemen. Es jaulte nichts mehr, als ich fuhr. Die Bremsen funzten, daß ich bald vorne über schoß, als ich sie bei der Heimfahrt kurz antippte.


Da war noch alles in Ordnung. Pause bei Autobahnstau.



Ich schaffte es nur bis Goldbach bei Aschaffenburg. Durch das tolle Wochenende mit wenig Schlaf  war ich so erledigt, daß ich in Goldbach bei ALDI auf den Parkplatz fuhr. Ich fragte die Verkäuferin, die den Laden als Letzte verließ, ob ich über Nacht stehen bleiben darf. Klar, die Schranke wird zwar zugemacht, ist aber morgens am 6.00 Uhr wieder hoch. Da wäre ich sowieso noch im Tiefschlaf, sagte ich der Netten.

Am nächsten Morgen habe ich herumgeklüngelt, im Gang durchgewischt, aufgeräumt, mich hübsch gemacht, und so verging die Zeit bis zum Mittag. Als ich vom Parkplatz fuhr, schrabbte ich mit dem Wohnmobil seitlich irgendwo dran. Ich glaube, das war der große Betonblumenkübel. Ich guckte in den Rückspiegel, da war aber nix kaputt. Noch mal Glück gehabt.


Auf der Autobahn stank das plötzlich wieder im Wohnmobil nach Diesel-Abgasen. Genauso wie vorher, als das Rohr vom Topf ab war, bis "Norwegenangler" das so toll repariert hatte. Da war danach nichts mehr von Abgasen zu riechen.


Je weiter ich fuhr, desto mehr stank das im Wohnraum. Der Hund nieste schon andauernd. Wann kommt denn der nächste Autobahn-Parkplatz? , dachte ich. Plötzlich kam zu dem Abgasgeruch ganz, ganz starker Brandgeruch. Oh menno, wann kommt denn endlich ein Parkplatz!!?? 
Dann zog weißer Brandqualm vom Wohnraum nach vorne ins Führerhaus. Ich fuhr sofort rechts auf den Autobahn-Rasenstreifen, ganz nah an die Leitplanke, damit ich den nachfolgenden Verkehr nicht behinderte. Inzwischen war im Wohnraum der Qualm schon so dicht, daß ich vor Zittern kaum die Halskette von Santos geschlossen bekam. Leine dran, Papiere aus dem Handschuhfach gerissen, Tasche mit Geldbörse und Scheckkarten in die Handtasche und raus aus dem Mobil. Ich bekam die Tür nur halbweit auf, weil ich so nahe an die Leitplanke gefahren bin. Ein Stück weggelaufen, den Hund an der Leitplanke gesichert und abgelegt, die Taschen daneben gestellt.


Das silbergraue Wohnmobil war nun gänzlich in einer satten, grauen Rauchwolke eingehüllt. Die vorbeifahrenden Autos hupten, hatten Not, das Mobil explodiert vielleicht. Ich lief wieder zurück zum Wohnmobil und sah an der Fahrerseite, dass von der Sitzdinette schon ballgroße Feuerstücke auf die Autobahn gefallen waren. Brennende Kugeln aus Styropor, Holz und Plastik.

Das ist nur der Holzfußboden, erkannte ich. Da ich die Betriebsanleitung des Wohnmobils auswendig kenne, wußte ich, daß an der Stelle keine Leitungen hergehen. Schnell auf die andere Seite, vorher tief Luft geholt und rein ins Mobil. Ich sah absolut nichts mehr. Dieser Gestank! Ich zog den Tisch weg, da loderte unter dem hölzernen Kabelkanal das Feuer. Schnell die Hundewasserschüssel darüber ausgeschütet. Das Feuer war aus. Aber wo war das andere Feuer noch? Ich schmiß von der rechten Sitzbank die Polster in den Gang und klappte die Bank hoch. Da loderten mir zwei runde Feuer entgegen, so groß wie Suppenteller. Wieder den Kopf aus der Tür gehalten, Luft geholt und blind neben den Beifahrersitz gegriffen, wo die beiden Frischwasserkanister standen. Für den Hund nehme ich nur dieses Wasser, nicht das aus der Leitung. Den einen Kanister volles Pfund über die beiden Feuer entleert. Bis ich mit meinen zitterigen Händen den Drehverschluß aufgekriegt habe, das kam mir wie eine Ewigkeit vor. Draußen wieder Luft geholt und den nächsten Kanister geöffnet und überall drübergeschüttet, obwohl ich kein Feuer mehr durch den weißen Nebel sah. Ich war wütend auf das Feuer, das mir mein Wohnmobil nehmen wollte. Ich öffnete noch eine kleine Schrankklappe, die gegenüber von der Küchenzeile ist. Darin sind nochmal 4 x 2-Ltr.-Flaschen mit Wasser. Die habe ich auch noch über alles geschüttet, für alle Fälle.
Ich hatte zwar den 110-L-Frischwassertank voll, aber wie sollte ich von der Naßzelle mit dem Wasserhähnchen bis an die Feuerstelle gelangen? Die 110 Liter nützten mir gar nichts.


Wie ferngesteuert kippte ich das Wasser über die Innenwand, in den Boilerkasten und den Fußboden im Brandbereich.

Dann war das Wasser alle. Ich öffnete die Aufstellfenster über der Brandwand und der Küchenzeile, damit der Qualm entweichen konnte. Dann lief ich wieder raus und zum Hund, der ganz ruhig an der Leitplanke PLATZ lag. Er fraß Gras, als ob nichts geschehen sei. Dann kramte ich mit zittrigen Händen mein ADAC-Zettelchen aus dem Umschlag vom Handschuhfach.

Fortsetzung folgt.

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