Donnerstag, 22. November 2012

Mit dem Wohnmobil ins Ridnauntal/Südtirol


Im Sommer vor zwei Jahren war ich - wie jedes Jahr - mit meinem Ritterbund bei unseren Freunden in Bozen/Südtirol. Dort wird immer im August auf der Burg Runkelstein ein mittelalterliches Theaterstück aufgeführt. 
Ich ließ mir Zeit mit der Heimreise mit meinem gemütlich dahintuckernden Wohnmobil. Ich fragte einen Tankwart auf der alten Brennerstaße, wo denn in Südtirol noch so ein alter Ort ist, wie man ihn oft in Krimis sieht. Wo die Zeit noch stehen geblieben ist. Nun ja, bekam ich zur Antwort, auch in Südtirol hat man inzwischen Telefon und Internetanschluss, da fiel ihm im Moment kein Ort ein. Da mischte sich freundlicherweise eine Tankkundin ein und riet mir, in Sterzing abzufahren. Dann sollte ich mich an die Schilder halten, die ins Ridnauntal führen. Da geht eine steile Bergstraße hoch, die an einem ehemaligen Erzbergwerk endet. Das Bergwerk bestand über 900 Jahre lang und ist nun ein Museum mit Gastronomie. Ich bedankte mich bei der netten Frau.

Von der Abfahrt in Sterzing aus war alles gut beschildert. Ich fuhr Richtung Ridnauntal. Um in dieses Tal zu kommen, musste man so eine steile Höhenstraße hinauffahren, dass ich mit meinem 1993iger Fiat Ducato zeitweise im ersten Gang fahren musste. Besorgt schaute ich auf meine Anzeige im Armaturenbrett. Der Motor wurde immer heisser. Und mir auch bei dem Anblick auf den Zeiger. Irgendwann kam in der bergigen Einsamkeit ein Lebensmittelgeschäft mit einigen Häuschen rundherum. Ich parkte dort, ließ aber den Motor laufen, damit er weiterhin durch den Ventilator gekühlt wird.
Die Frau, die zum Lebensmittelgeschäft gehörte, goß oben auf dem Balkon ihre Geranien. Ich fragte sie, wann denn diese schrecklich steile Straße endlich zuende wäre. Sie antwortete etwas. Ich bat sie, das nochmal in Hochdeutsch zu wiederholen. Also, nochmal eine Viertelstunde weiter bergrauf.

Ridnauntal in Südtirol an einem Herbstmorgen - Wikipedia
Wenn ich jetzt beim Schreiben wieder so an die Fahrt denke, wo mein Wohnmobil schwitzte und ich auch, dann wird mir schon wieder ganz heiss. Ich wollte doch nur in ein Tal fahren. Aber in den Südtiroler Bergen ist eben alles etwas anders. Da fährt man einen hohen Berg rauf, um dort in ein Tal zu fahren, wo rundherum die richtig hohen Berge erst einmal anfangen.

Dann hatte ich es geschafft. Oben waren große Wiesenflächen, auf denen die Autos parkten. Ohne großartige Einteilung. Bergsteiger kamen und gingen. Links war eine Gaststätte, in deren Gastgarten Jazz gespielt wurde. Rechts war ein großes Gebäude, grau und schmucklos, das wohl in den sechziger Jahren ein Hotel gewesen sein muss. Ich fand für mein Wohnmobil einen Platz vor dem gruselig anmutenden Gebäude. Während ich noch zur Kühlung den Motor laufen ließ, legte ich mich so über mein Lenkrad und starrte auf das Haus, das aussah wie eine Häuserleiche. Die Beete rundherum schmückten wohl damals schöne Blumen. Nun war dort alles voller Unkraut. Perfekt für einen Gruselfilm.

Im Gastgarten bestellte ich mir ein Radler und setzte mich zu den Musikern. Die Gruppe bestand ausnahmslos aus Menschen mit Downsyndrom. Sie spielten perfekt. Jeder beherrschte sein Instrument fehlerfrei. Der Dirigent war der Betreuer. Und wenn ein Stück zuende war, gab es tosenden Applaus, dann strahlten die Musiker.
Als ich so als einziges Fahrzeug den Berg hinauffuhr, hätte ich nie gedacht, dass ich hier so viele Menschen vorgefunden hätte. Auf meine Frage, was es mit dem grauen Bauklotz auf sich habe, antwortete der Kellner, das sei das Wohnhaus für die Arbeiter gewesen, die noch bis 1978 dort Erz abgebaut haben. Und ich erfuhr, dass ich 1.417 Meter hoch gefahren bin!! Mein armes Wohnmobil.

Ich ging um das Gastgebäude und kam zum Eingang des Bergwerkmuseums mit Museumsstollen. Auf einer Tafel stand, dass Heerscharen von Bergarbeitern in knapp einem Jahrtausend wertvolles Silber, Blei und Zink unter extremsten klimatischen und arbeitstechnischen Bedingungen zu Tage förderten. 

http://www.bergbaumuseum.it/de/ridnaun/information/index.asp

Dann stand da noch am Eingang die geschnitzte Holzfigur einer Frau, die im 19. Jahrhundert dort lebte, und deren Geschichte mich nun mehr interessierte als das Bergwerksmuseum.
Es war die wohl  damals bekannteste Persönlichkeit aus dem Ridnauntal, Maria Fassnauer, die Ende des 19. Jahrhunderts als die Riesin von Tirol europaweit bekannt wurde. Sie war rund 2,20 m groß und galt bis zu ihrem Tod 1917 als die größte Frau der Welt.

Davon erzähle ich Euch morgen weiter. 
Hier aber schon mal ein Bild von Marile, mit deren Lebensgeschichte ich mich richtig beschäftigt habe:


Die Riesin Marile mit ihrer Schwester Rosa
 

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