Donnerstag, 6. Juni 2013

Stadtführung durch Bad Reichenhall

Letzten Freitag wurde beim 10jährigen Stiftungsfestkapitel der Gutrater Ritterschaft zue Hohenwerfen der Knappe Randolf zum Schildknappen ernannt. 

Durch Mausklick auf die Fotos werden die Bilder größer.

Schildknappe Randolf vor dem Hochsitz
Randolf wählte zu seiner Schildknappenarbeit statt eines geschichtlichen Vortrages eine Stadtführung durch das historische Bad Reichenhall.

Und so erwartete uns der frisch ernannte Schildknappe am nächsten Morgen Glock 10 in Bad Reichenhall vor der Burg Gruttenstein. Es waren um die 50 Sassen angespengt, um die Stadtführung mitzumachen. Randolf hielt eine kleine Ansprache und erklärte, daß die Fußkranken und Bresthaften (klick) mit Rücken und Kreislauf die kleine, einstündige Begehung mitmachen, die Ritter Manfredus leitete. Und die, die sich kräftig genug fühlen, die folgen ihm, Randolf, auf seiner zweistündigen Stadtführung.

Schildknappe Randolf  vor seiner  Stadtführung
Einleitend sagte uns Randolf, daß sich hier schon in der Bronzezeit die Menschen niedergelassen haben, um die Gegend zu roden und zu kultivieren. Wir schauten von unserem Hügel Richtung Karlstein, wo an der Stelle des Pankratiuskirchleins durch Ausgrabungen Relikte aus der damaligen Zeit gefunden wurden.

Wir gingen gemeinsam die Stufen zur Altstadt von Bad Reichenhall hinunter. Randolf zeigte uns Reste der alten Stadtmauer, die im Mittelalter die Stadt vollständig umgab.

Knappe Randolf  vor der Stadtmauer Reichenhall
Das Relief an der Stadtmauer stellt einen Wächter und damaligen "Türsteher" dar, der einem Bauern Einlass in die Stadt und auf den Markt gewährt.

Am Florianiplatz machten wir ein Gruppenfoto. Der Hl. Florian ist der Schutzpatron gegen die Feuersbrünste.

Ritterbund bei historischer Stadtführung in Bad Reichenhall
Insgesamt wurde Reichenhall acht mal von großen Feuern heimgesucht. Da die Sudpfannen zur Salzgewinnung mit Holz befeuert wurden, bestand immer eine große Brandgefahr. Und bei den damaligen Löschmöglichkeiten war da oft Hopfen und Malz verloren. Nur die Reichen hatten Häuser aus Stein. Alle anderen wohnten in Holzhäusern, die wegbrannten wie Zunder.

Im 15. Jhd. stritten sich einmal zwei Frauen so sehr, daß eine der Frauen in der Nacht das Häuschen der Rivalin angezündet hat. Dadurch verbrannte ein Drittel der Stadt. Von damals 1000 Bürgern (was zu der Zeit sehr viel war), kamen 200 Menschen in den Flammen um. Die Brandstifterin wurde gefunden. Man folterte sie lange und peinlich und verbrannte sie dann auf dem Scheiterhaufen.

Zur Salzsiedung und den Feuermitteln. 
Während der Jahrhunderte der Salzgewinnung wurde unendlich viel Holz gebraucht. Die Wälder von Berchtesgaden und Reichenhall waren schon abgeholzt, da legte man hölzerne Soleleitungen bis Rosenheim. Dadurch verbrachte man die Sole, das salzhaltige Wasser, zu den dortigen Siedehäusern. Aber auch in der Region um Rosenheim war bald alles abgeholzt.

Daß um 1200 dann die Kohle entdeckt wurde, war ein Segen. Somit wurde die Salzgewinnung durch den neuen Brennstoff hergestellt, und die Wälder konnten wieder aufgeforstet werden.

So Vieles erklärte Randolf uns, so daß wir Einheimischen unsere Stadt, durch die wir meist gehetzt gehen, nur um Auszüge zu ziehen oder einzukaufen, plötzlich ganz anders wahrgenommen haben.

Da ist das Bäckerhaus, wo im Mittelalter die Brote gebacken wurden. Die Laibe wurden vorher genau vermessen.
Das erste Steinenhaus, worin damals das Getreide gespeichert war, ist heute das Museum.
Die Poststraße, die sich von alleine erklärt, die Kammerbotenstraße, wodurch die örtlichen Nachrichtenträger mit Schlüssel durch das Stadttor Zugang hatten, all das wußten wir gar nicht.

Am Ende meiner Geschichte füge ich Hinweislinks ein, worüber man sich selbst eingehend mit der Geschichte von Reichenhall beschäftigen kann. 
Hall heißt übrigens Salz. Reichenhall heißt also Reich an Salz.

Wir besuchten eine Schokolateria, wo uns der Inhaber in Gewandung aus einem Körbchen Nougattaler überreichte, auf denen auf weißer Schokolade Burg Gruttenstein zu erkennen war.

Ein Wirt in der Stadt kam mit Tabletts, auf denen Weingläser mit vergorenem Traubensaft mit Wasser gemischt ausgegeben wurden. Also noch kein fertiger Wein. War etwas säuerlich aber lecker.

Und da sich die Saline Bad Reichenhall nach dreimaliger Anfrage von unserem Randolf nicht gemeldet hatte, mischte Randolf selbst ein feines Kräutersalz, füllte es in kleine Schraubgläschen und überreichte dies am Schluss der Stadtführung an jeden von uns.

 Randolfs Kräutersalzmischung
Die Stadtführung dauerte dann doch länger als geplant. Es war auch nett, wie die Bürger uns anschauten und Fragen stellten, warum wir in mittelalterlicher Gewandung gehen. Wir erklärten dann, daß wir einen Hoftag befreundeter Ritterbünde in Reichenhall haben und eine historische Stadtbegehung machten. Einige schlossen sich uns auch an, weil sie selbst über ihre Stadt das alles nicht wußten, was Randolf uns erzählte.

Die Einkehr in das älteste Gasthaus der Stadt (klick), von dem ich Euch hier auch schon erzählte, beendete die Schildknappenarbeit unseres Randolfs. Mit großem Jubel und Handgeklapper würdigten am Schluß die Sassen seine Arbeit und den Fleiß, all das Wissen vorher zusammengetragen zu haben.

Am Abend ging es dann auf Burg Gruttenstein mit dem Feiern weiter. 

Stadtgeschichte Bad Reichenhall (klick) 

Wikipedia über Bad Reichenhall (klick)

Heimatblatt Bad Reichenhall (klick)

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