Mittwoch, 27. März 2013

Sina

In meinen Geschichten von unseren mittelalterlichen Festen waren auch manchmal Fotos, auf denen das Falkenweibchen Sina des Ritters Ulrich von Cheltz zu sehen ist. So war Sina auch vor einigen Tagen in Bozen mit dabei, wo wir zu einer ritterlichen Hochzeit geladen waren.

Falkenweibchen Sina

Als sich das ritterliche Brautpaar an der Burgmauer für Fotos aufstellte, übergab Ritter Ulrich seine Sina dem Bräutigam, der schon den Lederhandschuh übergezogen hatte. Ulrich hatte den Falken auf seinem Handschuh und hielt die feine Messingkette, die am Füsschen des Vogels befestigt ist. Dann flatterte Sina, setzte sich auf den Kopf der Braut. Da hatte der Bräutigam aber noch nicht die Kette übernommen.
Ritter Ulrich mit Falkenweibchen Sina in Bozen
Und genau diese Zehntelsekunden, in denen Sina nicht gehalten wurde nutzte sie, um abzuheben und im Burghofe vor aller Augen in die Lüfte zu verschwinden. Wir starrten alle wie gebannt auf den Falken, der - noch die Kette am Fuss - höher und höher flog und hinter dem mächtigen Burgfried verschwand.

Konstanze von Vels und Ulrich von Cheltz mit Sina
Im Moment konnte keiner etwas sagen vor Schreck. 
Der Fotograf Udo Giacomozzi meinte dann, nun wäre der Falke endlich frei. Ich sagte ihm, dass der Falke nach dem Schlüpfen aus dem Ei beim Züchter direkt zu Ulrich gekommen sei, der ihn aufgezogen hat. Dadurch, dass Sina täglich gefüttert wurde, hat sie es nicht gelernt, sich selbst zu ernähren. Und mit der feinen Kette am Fuss kann sie sich im Baum oder auf Sträuchern verheddern und kommt ohne Hilfe nicht mehr weg.

Vor Monaten ist sie schon einmal ausgekommen und hatte sich ein paar Kilometer weiter in einem Baum verfangen. Dann fand sie ein Bauer, las am Füsschen die Telefonnummer des Falkners und rief Ulrich an. Als sie Sina fast verhungert abholten, weinte Petra vor Freude. Petra ist Ulrichs Frau.

Nun sind 12 Tage vergangen, seit Sina wegflog. In Bozen gibt es eine Greifvogelstation. Wenn der Falke gefunden worden wäre, wäre er mit Sicherheit dort abgegeben worden. Die Hoffnung schwindet langsam.

Wir vom Ritterbund sind alle ganz fertig. Und auch mich hat das etwas mitgenommen, so dass ich eine Woche brauchte, um endlich von der Ritterhochzeit zu berichten. Ich hatte eine richtige Schreibsperre.
Falke Sina zwischen Falka und Gisela
Dieses Bild, wo Sina zwischen Falka und mir zu sehen ist, wurde vor zwei Jahren auf Burg Gruttenstein in Bad Reichenhall aufgenommen.

Hoffen wir einmal, dass ein Wunder geschieht und ein Anruf kommt, so dass Petra und Ulrich ihre Sina abholen können. Sie ist ja zahm und kann ohne Weiteres aufgenommen werden.

Wie heisst es so schön?
Die Hoffnung stirbt zuletzt.

2 Kommentare:

  1. das ist aber traurig. Ich finde Falken so faszinierend. Hoffen wir, dass Sina zäh ist, und durchhält bis sie gefunden wird.
    Halte uns auf dem Laufenden.
    LG Donna G.

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  2. Vielleicht taucht Sina ja doch noch auf...
    Ich kann verstehen, dass Ihr alle geschockt seid. Und ich hab´mich schon gewundert, warum Du nicht weiter berichtest, jetzt weiß ich Bescheid.
    Alles Liebe und trotzdem frohe Ostern,
    Ophelia

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