Montag, 25. Februar 2013

Die Fastenzeit im Mittelalter

Beim Taumondkapitel letzten Samstag hielt unser Knappe Randolf von der Gutrater Ritterschaft so einen lehrreichen und erheiternden Vortrag über die Fastenzeit im Mittelalter, dass ich Euch diesen nicht vorenthalten möchte:

Küchenmeister Randolf  "Die Fastenzeit im Mittelalter"

Hochedler Grossmeister, hohes Kapitel, ein Gott zum Grusse ehevor!

Wir, Knappe Randolf von der Gutrater Ritterschaft zue Hohenwerfen - allseits bekannt aus dem Geschreibsel im Sendboten mit der Rubrik "Die Küchenmeisterey" - wollen die Gelegenheit der Abwesenheit der Burgkirch' nutzen und ein paar kluge Ratschläge geben, um die strenge Fastenzeit zu überstehen, die Euch die Kirche auferlegt:

Die Fastengebote sind ja auch besonders streng.
Zunächst dauert die Fastenzeit 40 lange Tage, von Aschermittwoch bis zur Osternacht. Übers Jahr gesehen sogar über 150 Fastentage!

Verboten ist der Verzehr von Fleisch von warmblütigen, vierbeinigen Tieren. Verboten sind aber ebenso Milch und Milchprodukte wie Butter und Käse sowie Eier, die als flüssiges Fleisch gelten.

DOCH: 
Wenn Hunger der beste Koch ist, ist Phantasie ihr erster Gehilfe.

Nun denn, also: Fisch ist erlaubt!!
Was gehört so noch zu den Fischen?
Nach Thomas von Aquin gehört alles zu den Fischen, was in Wassernähe kreucht und fleucht: Fasane, Rebhühner, Frösche, Schildkröten, Weinbergschnecken, Austern, Hummer, Muscheln und Krebse.
Biber, die in den klösterlichen Fischteichen leben, sind natürlich Wassertiere, denn schliesslich ernährt sich der Biber doch weitestgehend von Fisch. Oder?
Mittelalterliche Kochbücher sind voll von Biberrezepten!

Und - so eine Anekdote - als es an Bibern mangelte, haben Mönche auch einmal eine Rotte Wildschweine aus den nahen Wäldern in die Fischteiche getrieben, um sie anschliessend als Wassertiere wieder herauszufischen und als Fastenspeise anzusehen.

Falls keine Wildschweine oder Fischteiche zur Hand, backet einfach eine leckere Pastete in Fischform und füllet sie mit leckerem Fleisch aus dem Walde wie Hirsch, Reh und Gams. 
Oder vom heimischen Hofe wie Rind, Schwein und Geflügel.
Der Herrgott wird's schon nicht sehen!

Wie auch bei dem wohl berühmtesten Gericht mit göttlicher Schummelei, der schwäbischen Maultasche, die einer Legende nach im Zisterzienserkloster Maulbronn bei Bretten erfunden worden ist. Von Mönchen, die mitten in der Fastenzeit ein herrliches Stück Fleisch ergatterten.
Klein gehackt, mit Kräutern gemischt und in einen Teigmantel eingeschlagen, wurde die Fleischspeise als Mehlspeise getarnt. Bis heute heisst die Maultasche im Volksmund noch "Herrgottsb'scheisserle".

Und ausserdem...,
...hatte Gott nicht Fische und Vögel am selben Tag aus dem Wasser erschaffen? Und sind sie damit nicht auch gleich zu behandeln?
Ja, ist in diesem Sinne nicht auch das Huhn nur eine Art Fisch?
Aus einem alten Klosterrezept zur Fastenzeit:
"Rupfe das Huhn säuberlich, stürze es dann tief in einen großen Topf kochenden Wassers, bis es gar wird. Aus dieser Tiefe herauskommend, kann der Vogel, wie alle anderen Schöpfungen des Meeres, gegessen werden".
So einfach ist das!

Wenn alles nicht mehr hilft...
...handelt man gleich wie der Abt, der am Fasttag einen Entenbraten verspeiste und das Federtier kurzerhand umtaufte:
"Ergo te babtizo carpam"  -  "Ich taufe dich Karpfen"
 So genoss man auch fasttags sündenfrei.

Eine grosse Hilfe ist die folgende Fastenregel, die da lautet:
"Flüssiges bricht Fasten nicht!".
So wird seit langer Zeit ein besonderes Bier zur Fastenzeit gebraut, sogar mit päpstlicher Zustimmung. Und das kam so:
Benediktinermönche brauten schon im Mittelalter in der kargen Fastenzeit ein stärker eingebrautes Bockbier, welches aber den Neid anderer Ordensgemeinschaften weckte, welche sich darüber beim Papst in Rom beschwerten, dass die Benediktiner mit ihren Bockbieren nicht fasteten sondern schlemmten.

Die Benediktiner standten aufgrund dieser Beschwerde ein Fass des Bockbieres nach Rom, um den Papst selbst kosten und entscheiden zu lassen. Da sie ihr Bier und dessen Halbarkeit bei der damals im Mittelalter Wochen und Monate dauernden Reise von Bayern nach Rom kannten, taten sie dies nicht ohne Hintergedanken.

Denn das gesandte Bier wurde beim Transport über die Alpen durchgeschüttelt und immer wieder erwärmt durch die Sonne Italiens. So kam es erwartungsgemäss verdorben also ungenießbar und sauer -  in Rom an.  
Daraufhin tat der Papst nach einem vorsichtigen Kosten den Ausspruch: 
"Wer solch ein grauslich' Bier trinket, ist ein wahrer Büsser!". 

Diximus 
   
 

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