Sonntag, 31. März 2013

Ritterschlag in Tittmoning

Am Samstag, dem 23. Tage im Lenzmond, waren wir wieder zu einem schönen Kapitulum geladen. Es war das 4. Stiftungsfest der Freien Ritterschaft zue Tittmoning mit Ritterschlag und Freifrauenernennung. Wir feierten im historischen Braugasthof zu Tittmoning. Als musikalische Begleitung für diesen festlichen Abend konnte der Grossmeister Michael von Eichenstein die Harfinistin Andrea Brummeißl gewinnen, die durch ihr engelgleiches Spiel alle Gäste in ihren Bann zog. 

Wie gut, dass ich mich doch in letzter Minute aufgerafft hatte, nach Tittmoning zu fahren, obwohl meine Laune an diesem Samstag auf dem Nullpunkt war.
An diesem Tag ging alles daneben. Und dann die Frage, was ziehe ich an? Ich entschied mich für ein unspektakuläres Kleid von der Stange, welches ich mal auf dem Burgfest in Burghausen erstand. Dazu wählte ich eine Kopfbedeckung, die ich mal mit der Hand vor dem "Tatort" genäht hatte. Alles dunkel, passend zu meiner Verfassung. Beim Einsetzen der Kontaktlinsen kippten die Linsen immer zurück auf die Fingerkuppe statt auf dem Augapfel zu bleiben. Ich rückte mir den Stuhl an den Küchentisch, da das eine längere Prozedur wurde. Als ich die Linsen endlich im Auge hatte, konnte ich mir wieder die Wimpern tuschen. Ich war wütend und 100 % schlecht gelaunt. Ich hatte vor, keinen Wein zu trinken und früh wieder heimzufahren. Deshalb wollte ich gar nicht erst mit dem Wohnmobil fahren. Als ich im Panda sass, war die Tankuhr auf Rot. Ich starrte auf die Tankuhr, meine Ader am Hals war dick und ich atmete kerzengerade durch. In Gewandung wollte ich auch nicht zur Tankstelle fahren. Also holte ich meinen Santos aus dem Haus und fuhr das Wohnmobil aus dem Unterstand. Vor Wut schwitzte ich richtig im Gesicht. Meine schlechte Laune war auf 150 %. 
Mein Hund freute sich, weil es wieder mit dem Mobil losging.

Als ich gerade die halbe Strecke hinter mir hatte, ging mein Handy. Der Wohlweise Cancelarius war es. Ich sagte, beinahe wäre ich nicht gekommen, nun komme ich aber doch und mit 150 % schlechter Laune. Und schon wieder zu spät. 
Nein, meinte der Wohlweise, es wäre alles in Ordnung, ich soll jetzt nicht hetzen.
Als ich den Gastraum betrat, in dem schon alle ihre Plätze eingenommen hatten, wurde ich freudig begrüsst, als sei ich ein Jahr in Übersee gewesen.   
"Freut Euch nicht zu früh, beachtet mich gar nicht, ich hab 150 % schlechte Laune", sagte ich. Der Tittmoninger Grossmeister lachte und drückte mir einen Humpen Met in die Hand.
"Mit diesem edlen Tropfen verwandeln sich alsbald 150 % schlechte Laune in 200 % Glückseligkeit", meinte er.

Ein Mädchen erhob sich vom Tisch, ging auf mich zu und stellte sich vor, sie sei Alexandra, die Neue im Bunde.  
Andrea, die Harfinistin, begann mit ihrem Harfenspiel, der Met wärmte mein Gemüt, und so langsam wurde ich ruhiger. Das köstliche Menue wurde aufgetragen, die Kerzen brannten, und der Wohlweise hatte ein Fläschchen des güldenen Rebsaftes bestellt.
Wie gut, dass ich mit meiner fahrbaren Kemenate angesprengt war.

Nach dem Essen begann das feierliche Zeremonium zum Ritterschlag. Der Recke kam mit seinen beiden Aufschwörern vor den Hochsitz. Die Aufschwörer eines zu schlagenden Ritters sind sozusagen die Paten, die sich für den Mann und seine Ehr' verbürgen. Am Hochsitz stehen der erlauchte Hochmeister und der hochedle Grossmeister der Freien Tittmoninger Ritterschaft, der auch gleichzeitig der Vater des ritterlichen Recken ist.

Ritterschlags-Kapitel zue Tittmoning
Nachdem die Aufschwörer versichert haben, dass der Recke würdig ist, zum Ritter geschlagen zu werden, beginnt der Ritterschlag durch den erlauchten Hochmeister.

"Empfange diesen Schlag und keinen mehr!"
Natürlich wurde der frischgeschlagene Ritter anschliessend zum Kusse herumgereicht.
Ritter Sven von Eichenstein mit seiner Mutter
Auch die neu ernannte Freifrau wurde zum Kusse herumgereicht.
Freifrau Judit von Polsingstein
Es wurde dann noch so ein fröhlicher Abend. Das Dessert wurde aufgetragen, mal sass man an diesem Tisch mal an jenem. Die begnadete Harfinistin spielte, dass uns bei manchem Stück die Tränen in die Augen kamen.
Harfinistin Andrea Brummeißl - ich - neue Freifrau Judit von Polsingstein  - Ritter Sven mit seiner Juli

Ja, und zum Schluss scharte der Wohlweise dann noch die Freifrauen für ein Foto um sich, damit dies an diesen schönen Abend erinnert.
Wohlweiser Cancelarius mit Freifrauen in Tittmoning
So wurde es dann doch für mich - trotz vorher 150 % schlechter Laune - ein schöner und lustiger Abend. Ich hätte mich geärgert, wenn ich meine fahrbare Kemenate nicht mitgehabt hätte. Und mit dem frühen Heimfahren, das wäre sowieso nichts geworden. 
Es war ein Uhr nachts, als ich schlafen ging.
Der lange Winter macht mich mürbe.  
Und der Winter muss ja mal bald vorbei sein.
Aber dann!  ;-) 
 
Der Erlauchte ist schlapp vom Feste

 

2 Kommentare:

  1. Gisi, nächstes Wochenende ist Kloster-Andechs-Treffen, da gibts nur gute Laune !

    Bis dahin, geniese wie die Zeit vergeht...

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    1. Jou, Peter, da geben wir uns dem Gerst- und Rebsafte hin.
      Und ein treffliches Lagerfeuer, das uns erwärmt, haben wir auch.

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